Rezensionen „Nichts als Tanzen!“

FAZ:  Das Schönste, was es gibt

Bettina Pohlmanns Dokumentation „Nichts· als Tanzen – John Neumeiers Hamburg Ballett“ ist ein Ereignis. Im nächsten Frühjahr wird der neunzig Minuten lange Film in die Kinos kommen. Doch bereits die um vierzig Minuten kürzere Version, die Arte nun erstmals ausstrahlt,überzeugt durch die kluge Unaufgeregtheit, mit der Nachrichten aus der weitgehend unbekannten, faszinierenden Welt der Tänzer übermittelt werden. Wer hätte gedacht, dass klassische Tänzerinnen in Gefahr schweben, sich die Nase zu brechen? Und doch ist genau das Silvia Azzoni, Erster Solistin in John Neumeiers Ensemble an der Hamburgischen Staatsoper, bereits dreimal passiert. Jedes Mal, sagt Azzoni, komme man verändert zurück, nach solchen verletzungsbedingten Pausen sei man nicht mehr dieselbe wie zuvor. Der Tänzer Alexandre Riabko erzählt, wie er anfangs nur gelernt und gearbeitet habe, jahrelang, weil alles so anders war als in seiner ukrainischen Heimat. Doch eines Tages entdeckte er Azzoniund wünschte sich, mit ihr zu tanzen. Seit zehn Jahren sind die beiden nun verheiratet und tanzen zusammen. Jetzt diskutieren sie, wann sie ein Kind haben werden. Aber dann sieht Azzoni, was sie in der nächsten Spielzeit tanzen könnte, und will warten, noch ein Jahr. „Auf die Knie, Paulchen“, sagt die Ballettmeisterin zu einem elfjährigen Eleven,er tut es und strahlt, Nijinsky und Nurejew bewundere er, sagt der Knirps mit der großen Ausstrahlung, und er liebees, dass es so leicht aussehe, wenn ertanze, und doch so schwer sei. Die Weltdes Balletts ist so, in ihr sprechen Elfjährige wie Erwachsene, ohne altklug zusein, denn, was lernt man im Ballett außerSelbstdisziplin? Bescheidenheit.Man weiß immer, was alles man falschgemacht hat. Und trotzdem, egal, wie altdu bist, auf der Bühne zu tanzen ist dasSchönste. Glauben die, die es schon immer machen wollten. Die anderen, die Zuschauer, glauben es nach diesem Filmfast auch. WIEBKE HÜSTER

 

 „Junge Welt“

Bettina Pohlmann fing bezaubernde, auch authentische Bilder aus dem Reich des Choreographen und Intendanten John Neumeier ein: Kinder beim Tanzunterricht, Ballerinen beim Benähen ihrer Schuhe, schimpfende Ballettmeister bei den Proben. Auch die Aufregung vor einer Vorstellung war mitzufühlen. Sogar eine reale Liebesgeschichte enthält die Doku: Die Eheleute Silvia Azzoni und Alexandre Riabko, beides Stars der hehren Kunst, erzählen kichernd von ihrer ersten gemeinsamen Probe. Noch mal am 19. Mai – wieder fünf Uhr. (gis)

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